Montag, 11. Juli 2011

Ein Kurztrip mit meiner Familie – Stockholm für 4 Tage


Was da auf uns zukommen würde, wussten wir eigentlich schon im Vorfeld. Schließlich haben wir schon sehr viele Urlaube zusammen verbracht und kannten unsere Macken. Das allein bewahrt allerdings nicht vor Chaos.
Die paar Tage waren gut durchplant, es standen verschiedene Museen, Schifffahrten und natürlich auch Shopping auf dem Programm. In etwa wussten wir auch, mit welchen Mitteln die Ziele zu erreichen waren, alles weitere würde man dann ja vor Ort klären... Und so ging es dann los...

Donnerstag, 7. Juli, 5 Uhr:
Mein Wecker klingelt, völlig verschlafen krieche ich aus dem Bett ins Bad und in die Klamotten. Der Koffer ist ja immerhin schon gepackt, und zwar diesmal bei ALLEN Familienmitgliedern. Mein Bruder tendiert dazu, den Koffer ca. 30 Minuten vor Abfahrt zu befüllen, diesmal konnten wir ihn aber davon abhalten. Wecken muss ich ihn, da er bei meinen Eltern gar nicht erst reagiert.
Mein Vater ist derweil schon im Stress, ob das Taxi wirklich groß genug sein wird. Immerhin sind wir 4 Leute und 4 Koffer! Oh nein! Ein normaler Kombi schafft die Menge ja nie!
Mit nur fünfminütiger Verspätung brechen wir auf. So gut lagen wir schon lange nicht mehr in der Zeit!
Wies am Flughafen abläuft, wissen die meisten von euch denke ich mal, das ganze erspar ich euch mal. Einige Stunden später waren wir dann glücklich in Stockholm gelandet, die Koffer waren innerhalb weniger Minuten da und wir suchten uns ein Taxi. Mein Vater äußerte wieder seine Sorgen: „Ob die Autos hier groß genug sind?“ Wir hatten dann einen Kleinbus, wo jeder von uns quasi 2 Sitze zur Verfügung hatte. Soviel dazu...
Während der Fahrt bekamen wir ja schon einen kleinen Eindruck von der Stadt. Überall wunderschöne alte Häuser, riesengroß und eins besser als das andere. Da wusste ich gar nicht, welches ich nun haben wollte :D :D
Im Hotel waren unsere Zimmer schon fertig, obwohl es erst 10 Uhr war (oder so). Darüber hatten sich meine Eltern auch schon Sorgen gemacht.
Skippen wir das Beziehen der Zimmer und gehen direkt mal los auf Stadterkundung.
Das Hotel liegt auf Gamla Stan, also der Altstadt Stockholms. Von uns liebevoll „Gammelstadt“ genannt. Zuerst aber liefen wir Richtung Zentrum, wir brauchten ja so 3-Tages-Tickets, damit wir auch alles besichtigen konnten, was wir wollten.
Jetzt beginnt das große Abenteuer. Mit der Karte bewaffnet stiefeln wir los, bis wir dann irgendwann an mysteriöse Weggabelungen stoßen, die nicht eingezeichnet sind und die Wege, die eingezeichnet sind nicht vorfinden. Meine Mutter bleibt irritiert stehen, guckt auf die Karte, mein Vater ist schon genervt, dass alles so weit weg ist. Mein Bruder hat Stöpsel im Ohr und schläft im Gehen vor sich hin. Und ich reiße die Karte an mich und orientiere mich selbst. So schwer ist das doch nicht, Karten zu lesen! Damit übernehme ich also die Führung und wenige Minuten und die Auskunft eines netten Einwohners später haben wir auch die Tourist Information erreicht.
Mit den Karten und einigen Flyern von Sehenswürdigkeiten ausgestattet wandeln wir darauf durch Stockholm, mal links, mal rechts, ohne Ziel. Bis ich anmerke, dass ich seit 5 Uhr morgens nichts gegessen habe und es langsam Zeit für mein Frühstück wird. Es ist schon halb 12!
Der Plan: In ein Café gehen und dort Sandwiches kaufen. Klingt ja einfach.
Das Café war schnell gefunden. Die Karte dort war allerdings auf Schwedisch, dessen wir alle nicht mächtig sind. (Ich habe mir im Vorfeld immerhin ein paar Grundvokabeln angelernt...).
Mein Bruder und ich, praktisch veranlagt, bestellen auf Englisch zwei der Sandwiches, die in der Auslage liegen. Da weiß man auch, was man bekommt.
Meine Mutter ist da anders. Völlig verwirrt guckt sie auf die Karte und bestellt irgendeinen Salat mit Nudeln. Zwischendurch fällt ihr auf, dass mein Vater auch was essen will, will für ihn auch einen von den Sandwiches, was bei ihr irgendwie komplizierter zu bestellen ist als bei mir. Getränke bekommen wir auch irgendwie, Self-Service aus dem Schrank. Sowas läuft bei uns auch immer mit Fluchen, genervten Blicken und „Mama, so schwer ist das doch nicht...“ ab. Muss sehr erheiternd für die anderen Gäste gewesen sein.
Letztendlich haben wir aber unser Ziel erreicht und alle waren gesättigt.
Ab da wurde dann der schön ausgearbeitete Plan immer wieder umgestaltet. Die Schifffahrt die direkt im Anschluss geplant war wurde auf Abends verlegt, weil das Schiff vorher schon voll war und wir ja nicht eine Stunde warten wollten. Stattdessen wurde das „Stadhusen“ besucht, da wo immer das Nobel Bankett abgehalten wird.
Während meine Mutter und ich darüber sinnierten, wie wunderbar man dort Abibälle abhalten könnte, motzte mein Vater über meinen Bruder, der mit seiner (Papas) guten Kamera sehr viele Fotos machte und deshalb langsamer war als alle anderen. Eigentlich wollte er bestimmt bloß selber Fotos machen...

So genau weiß ich jetzt nicht mehr, was wir noch so gemacht haben. Irgendwie tingelten wir wieder nach Gamla Stan und haben da dann gegessen, Shops angeguckt und Zeit totgeschlagen bis wir Schiff fahren konnten.
Restaurants finden ist in unserer Familie auch so eine Sache. Jeder hat eine andere Meinung dazu. Meine Mutter wollte gerne draußen sitzen, das Wetter war ja so super. Mein Vater achtete auf den Preis, die aber auch wirklich ziemlich hoch sind da. Ich brauch eins, wo es Nudeln und ähnliches gibt, weil ich eben nicht alles esse. Mein Bruder war genervt und wollte einfach nur irgendwo essen...
DAS Theater gab es JEDEN Tag. Vor jedem Restaurant stehen wir dann fünf Minuten und diskutieren, bis eh kein Platz mehr frei ist und dann ziehen wir weiter.
Wenn ich jetzt jeden Tag nacherzähle, wird das ein Roman. Außerdem wollt ihr das gar nicht alles wissen.
Meistens lief es eh in den selben Mustern ab. Morgens hatten wir uns um 9 für das Frühstück verabredet. Ich war um viertel vor schon fertig, mein Bruder schlief bis 5 vor, obwohl ich ihn schon vorher geweckt hatte, weigerte er sich einfach, aufzustehen. Dementsprechend waren wir jeden morgen zu spät, was ich auf den Tod nicht leiden kann, das chronische zu spät kommen.
Dann ging es immer los, zu irgendeiner Sehenswürdigkeit, Museum oder sonstiges. Nach dem ersten Tag waren meine Füße so kaputt, dass ich nicht mehr laufen wollte und das zog sich auch bis zum letzten Tag so hin.
Mein Vater beschwerte sich über Warteschlangen und die Preise, mein Bruder über seine Füße und dass er nicht schlafen durfte, ich über die Verplantheit meiner Mutter und über die anderen beiden und meine Mutter über uns alle, weil wir die Landschaft um uns nicht genossen. Tja. Happy Family Life!
Im Vasamuseum schlief mein Bruder während eines Dokumentarfilms ein. Mein Vater verlor seine Sonnenbrille. Wir wären fast nicht alle auf die Fähre gekommen, weil wir mal wieder verstreut in der Schlange standen – meine Eltern vorne, ich im Schatten und mein Bruder als letzter.
Das Lauftempo meiner Mutter ist auch eine Sache für sich. Wir nennen es liebevoll „wanken“. Denn sie läuft nicht einfach eine Straße lang, sie guckt dabei in alle Richtungen, um ja nichts zu verpassen – kriegt das mit dem Laufen dabei aber nicht so auf die Reihe, ist mal links, mal rechts, bleibt manchmal auch einfach unvermittelt stehen... Gar nicht so einfach, da dann nicht reinzurennen.

Natürlich gibt es aber auch viel positives an der ganzen Sache. Schweden ist ein Traum. Für meine Mutter – weil es landschaftlich toll ist.
Für meinen Bruder – weil es dort Larp-Sachen zu kaufen gibt, die es hier nie geben würde.
Für mich – weil es unglaublich viele Kronleuchter gibt. Ich habe eine gaaaanz kleine Obsession...
Kronleuchter! Egal ob in Kirche, Museum oder sonst wo, wenn ich einen schönen sehe, wird er fotografiert – nicht die Wandgemälde. Ich habe selber einen in meinem Zimmer und bin noch auf der Suche nach einem für meine Wohnung. In Deutschland? Fehlanzeige. Aus Plastik ja, aber sonst...
Und in Schweden gibt es einfach ganze LÄDEN nur mit Leuchtern! *o* Und sogar bezahlbar!
Ich war schon am ausmessen, ob ich einen wohl in den Koffer kriegen würde... Aber naja, meine Eltern waren dagegen. Jedes Mal, wenn ich einen Kronleuchter sah, kam „Kronleuchter!“ von mir. Bestimmt das am meisten verwendete Wort :D
Shoppen war auch sehr schön. Mit der ganzen Familie zwar auch sehr stressbesetzt, aber immerhin erfolgreich. Ich hab endlich ein Leinenkleid und eine Corsage! Aber leider keine Flip-flops xD

Ah, es wird echt lang... Ich glaub ich skippe jetzt mal zum Ende. Am Flughafen Stockholm waren wir sehr früh, hatten also jede Menge Zeit noch zum shoppen. Ich hatte noch keine Ohrringe, und wurde langsam ungeduldig. Ich kaufe IMMER Ohrringe, wenn ich irgendwo in Urlaub bin. Das stößt nicht immer auf Verständis, aber was solls. Im letzten Shop vor den Gates wurde ich dann auch fündig, hübsche Ohrringe für einen halbwegs akzeptablen Preis.
Wir hatten aber immer noch Zeit, und wie der Zufall so will kamen wir an einem der vielen Restaurants da vorbei, und es lief Fußball im Fernsehen! USA gegen Brasilien. Die letzten Minuten. Mein Bruder und ich setzten uns natürlich sofort und waren auch erst wieder wegzukriegen, als das Boarding anfing. Wir hatten ja schon die anderen Spiele nicht sehen können, außer das Deutschland – Japan... Naja, dazu sag ich jetzt auch mal nichts :D
Meine erste Handlung wieder auf deutschem Boden war natürlich das Ergebnis im Internet nachgucken ^^
Die Koffer waren auch wieder bald da, für meinen Vater wieder zu lang... Dann kam zum vierten und letzten Mal in diesem Urlaub: „Ob wir auch ein großes Taxi bekommen....?“ Und damit ging es ab nach Hause und ins Bett!

Insgesamt war es ein sehr schöner, wenn auch chaotischer Kurztrip. Aber anderes kenne ich eh nicht von meiner Familie. Wie auch, wenn Mr. Ungeduldig, Mrs. Verpeilt, Mr. Immer-Müde und Miss Schnell-Genervt zusammen losziehen? ;)

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